Aggressionen durch Blutzuckerschwankungen

Es sind die Tage, an denen ich eine Tafel Schokolade verspeise. Oder den Kindern Kekse als Snack für unterwegs reiche. Sogar bei den Dinkelkeksen, die nur Fruchtsaftkonzentrat statt Zucker enthalten.

Plötzlich ist die Stimmung dahin. Alles quengelt, alles jammert. Nix ist recht, alles wird beanstandet. Von beiden Seiten. Es ist diese seltsame, fremde Spannung in der Luft. Dann frage ich mich oft, liegt es daran, dass ich erkältet bin, die Kinder zu müde sein könnten, wir nicht lange genug draußen waren, ob es an dem Zeitpunkt in meinem Zyklus liegt. Nein.

Es liegt am Essen. Und dann merke ich, wie meine Geduldsfäden kürzer werden und zum Zerreissen gespannt sind. Und dann werde ich reaktiv – reagiere überreizt, genervt, und versinke in dieses alles mache ich falsch Selbstmitleid.

Mein Blutzucker ist im Keller. Das Insulin hat seinen Job getan und aufgeräumt. So gut, dass es ein Loch hinterlässt, in meiner Biochemie. Ich fahre Achterbahn, im Moment bin ich ganz unten, nur will die Stimmung irgendwie nicht mehr hoch fahren. Ich sitze fest, im Tal der Blutzuckerschwankungen.

Dann ist alles zu laut und zu extrem und dauert zu lange. Ich will plötzlich meine Ruhe, und bin gestresst. Das schlimmste ist, es kommt eine unterschwellige, subtile aber dennoch sehr präsente und damit gefährliche Art Hass dazu. Das ist dann der Gipfel der Aggression. Denn wenn ich nicht aufpasse, werden meine Kinder und ich selbst dabei zu Opfern der Gewalt. Ich raste aus, sage Dinge, die ich später bereue und nenne meine Tochter z.B. „blöde Kuh“, weil ich mich geärgert fühle. Blöde Kuh?! Was geht denn hier ab?! Denke ich im selben Moment. Schnell suche ich das Weite um mich irgendwie zu beruhigen und zu fangen, ohne schlimmeren Schaden anzurichten. Oft weint dann schon ein kleines Geschöpf, völlig verwirrt von der Stimmung und der sich überschlagenden Situation. Aber die Spirale geht weiter, das Weinen reizt mich dann noch mehr, wo es mich sonst zu Mitgefühl und liebevollem Beistand und beruhigendem Trost spenden animiert, will ich mir nur noch Ohropax in die Ohren stopfen und fühle mich hilflos, möchte das unruhige Kind still haben und nehme es etwas zu grob in den Arm und schaukele es heftiger als sonst, so dass es noch mehr verwirrt, gar erschrocken reagiert und nur noch stärker schreit. Ich will es loswerden, ich will es zum Schweigen bringen. Es ist gruselig. Das bin nicht ich. Sonst braucht es kaum ein paar Sekunden und alles ist wieder ruhig und entspannt und zufrieden. Aber jetzt wird alles nur schlimmer, alles was ich tue, bringt das Gegenteil von dem, was ich möchte.

Es tut mir weh. Ich fühle mich schuldig. Rabenmutter. Sie können doch nichts dafür. Ich aber auch nicht. Oder doch? Ich habe die alleinige Verantwortung mich und meine Kinder so zu ernähren, dass es uns gut geht. Habe ich also mal wieder versagt. Dabei dachte ich, ich bringe etwas Abwechslung auf den Tisch, mit einem Fertiggericht. Und ein kleiner Dinkel, Maismehl, Fruchtsaft-Keks kann doch nicht so sehr schaden, wie ein reiner Zucker-Lollie, Kaubonbons oder Gummibärchen. Habe ich mir wieder mal geirrt. Leider. Schade. Verflixt nochmal.

Tja und die Tafel Schokolade ist im wahrsten Sinne des Wortes, schwarzes Gift. Für mich und meinen Seelenfrieden.

Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße. Das sind sie doch, die drei großen Makronährstoff-Bausteine. Aber vielleicht lässt es aufhorchen, wenn man bedenkt, dass es nur für die Kohlenhydrate, also die Zucker, einen Regulierungsmechanismus gibt im Körper. Blutzuckersenkung durch Insulinausschüttung. Wird die Aufnahme von Fetten oder Eiweißen in solch einem Maße reguliert. Mir ist nichts dergleichen bekannt.

Also Achtung. Zucker kann gefährlich werden für unser Verhalten, Reagieren und Handeln. Er stört unsere innere Chemie und lässt uns aggressiv, ängstlich und unsicher werden. Er veranlasst uns, plötzlich wie aus heiterem Himmel neben uns zu stehen. Wir sind nicht mehr wir selbst. Wir werden zu Zucker-Zombies. Und das ist alles andere als unterhaltsam oder amüsant. Es ist schädlich für unser Sozialverhalten und damit für unsere Menschlichkeit.

Zucker ist Gift. Wer Zucker konsumiert, wird giftig.

Du bist, was du isst. Fazit. Ende.


Mit dem Fruchtzucker bin ich mir nicht so sicher.
Apfel hier, Banane da. Sämtliches Obst ist heutzutage im Vergleich zu vor hundert Jahren überzüchtet in Richtung süß, süßer, am süßesten. Nähr- bzw. Vitalstoffe scheinen nur noch zu einem Bruchteil enthalten zu sein laut diverser Einschätzungen.

Also gibt es ab sofort wieder ein gekochtes Ei als Zwischenmahlzeit oder ein Stück Käse.

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